Der morbide Zauber der konservierten Körper – „Conserving“ von Daniel und Geo Fuchs

Herichthys spec. (Bild: Daniel und Geo Fuchs)

Ein beeindruckender Bildband zeigt Fotos von Flüssigpräparaten aus naturwissenschaftlichen und anatomischen Sammlungen.

Blassgelb verfärbte Kreaturen schwimmen in klarer Flüssigkeit; ihre Augen sind trüb und ihre Körper verrenkt. Obwohl sie perfekt erhalten zu sein scheinen, zeigen sie doch deutliche Spuren des Todes. – Es handelt sich um anatomische Flüssigpräparate, welche in Alkohol oder Formalin konserviert wurden, um sie vor dem Verfall zu bewahren. Das deutsche (Foto-) Künstlerpaar Daniel und Geo Fuchs hielt zahlreiche Exponate aus naturwissenschaftlichen und anatomischen Sammlungen fotografisch fest. Ihre Arbeiten wurden in dem, bereits im Jahr 2000 erschienenen, Bildband „Conserving“ veröffentlicht. Dieses Buch basiert auf Fotoausstellungen der Künstler, die zwischen 1998 und 2004 in verschiedenen Ländern zu sehen waren. Entsprechend der Ausstellungsgliederung in drei Fotoserien, ist auch der Bildband in drei thematisch abgegrenzte, vergleichbar umfangreiche Kapitel aufgeteilt, denen eine kurze mehrsprachige Einführung (u.a. Deutsch und Englisch) vorangestellt ist.

Das erste Buchkapitel mit den Titel „Conserving Fish“ zeigt Präparate verschiedener Fischarten, darunter Seepferdchen, Haie und Kofferfische. Aber auch Seesterne finden in dieser Fotoserie ihren Platz. Viele Bilder zeigen Details der Fische, wie Flossen oder Schuppen. Während sich einige der Tiere allein in einem Gefäß befinden, wirken andere Gläser geradezu vollgestopft mit Fischen. Trotz der offensichtlichen Zeichen des Verfalls, wie dem leeren Blick der Augen und den ausgeblichenen Farben, haben die Fotos einen hohen ästhetischen Reiz und erlauben detaillierte Einblicke in die Feinheiten der Exponate.

Hand eines Affen (Bild: Daniel und Geo Fuchs)

Das zweite Kapitel des Buches trägt den Titel „Conserving Animals“. Hier sind Präparate verschiedenster Tiere zu sehen, darunter Insekten, Reptilien, Vögel und Säugetiere. Viele der Fotos sind Detailaufnahmen von einzelnen Körperteilen, wie Füßen und Augen; andere zeigen abgetrennte Köpfe und einzelne Gliedmaßen. Vogelembryonen sind in diesem Kapitel ebenso zu finden wie das Präparat einer Schlange beim Fressen eines Frosches. Ein Schwerpunkt sind Gehirnpräparate, wobei das Foto eines Rattenpräparats mit geöffnetem Schädel besonders hervorsticht. Insgesamt wirkt dieses Kapitel des Buches deutlich morbider als das vorangegangene. Vielleicht liegt es auch daran, dass die gezeigten Säugetierpräparate, darunter auch Affen, oft große Ähnlichkeiten zum menschlichen Körper erkennen lassen.

Bild: Daniel und Geo Fuchs

Im dritten Buchkapitel „Conserving Humans“ werden Präparate menschlicher Körper dargestellt. Hier finden sich Fotos von Föten, ebenso wie solche von geschnittenen Köpfen und verschiedensten Missbildungen. Interessant ist hier auch die Darstellung unterschiedlicher Präparationsmethoden, darunter Gefäßinjektionen und Aufhellungspräparate. Ein Schwerpunkt sind Exponate tätowierter Haut, welche dem Betrachter ein Stück der Persönlichkeit, die hinter den Präparaten steckte, vermittelt. „Conserving Humans“ ist sicherlich der verstörendste, aber vielleicht auch der spannendste Teil des Buches.

Etwas bedauerlich ist, dass kaum Informationen zu den bis zu 300 Jahre alten Präparaten gegeben werden. Allerdings ist das wohl beabsichtigt, da sich das Buch ausdrücklich als reiner Kunstband und nicht als naturwissenschaftliches Werk versteht. Die Präparate werden unabhängig von ihrer ursprünglichen Bedeutung weitestgehend auf ihre ästhetische Wirkung reduziert. Insgesamt handelt es sich bei „Conserving“ aber auf jeden Fall um einen sehr schön gestalteten Bildband, welcher die faszinierenden Fotos von Daniel und Geo Fuchs großformatig und in beeindruckender Druckqualität wiedergibt.

Daniel und Geo Fuchs „Conserving“
Edition Reuss; Hardcover; 240 Seiten; 19,90 Euro; ISBN: 978-3-934020-01-6

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